Drucken

Federike 2

Abschied von Federike Sonnenschein

Am 13.01.2022 bin ich Federike Sonnenschein (13), geboren auf Rumäniens Straßen, im Tierheim Alsfeld angekommen. Meine vorderen Zähne waren ausgeschlagen und ein Hinterbeinchen teilweise steif. Viele Narben waren auf meinem Körper und unendlich dünn war ich.

Fast zeitgleich habe ich mein neues Frauchen entdeckt und erobert. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie hat mich erst gar nicht wahrgenommen. Ich streckte meine beiden Pfötchen mit weißen Handschuhen durchs Gitter nach ihr aus, um sie zu erhaschen. Sogar verteidigte ich sie permanent gegen all die aufdringlichen, großen Hunde, welche um mich herum waren und mich verdrängten. Was Frauchen fast davon abhielt mich zur Pflege mit nach Hause zunehmen.

Es hat funktioniert. Sie sah meine kleinen Pfötchen mit weißen Handschuhen, berührte sie und verstand, dass sie mich mitnehmen sollte. Warum sie das tat wissen wir beide nicht. Sie hat mich zuhause nie wieder so wütend gesehen wie damals. Ich wollte doch nur dass sie mich entdeckt und mitnimmt.

Vor Menschen hatte ich große Angst, besonders vor Schlägen. Wenn ich nur einen Besen oder ähnliches sah, duckte ich mich schon oder lief weg. Auch habe ich es nie gewagt zu betteln, obwohl ich immer riesengroßen Hunger hatte.

Endlich fuhren wir los, bis wir zu einem kleinen Haus am Fuße des Regenbogens kamen. Es befand sich in einem riesigen Rosengarten. Wenn der Wind durch die Bäume blies, rauschte es dort wie am Meer. Dort lebten viele Hunde. Es war so wunderschön. Wir hatten jeder ein warmes Bettchen und immer was zu fressen. Alles Böse wurde von diesem Ort ferngehalten.

Leider wurde bei mir Krebs entdeckt und ich musste mehrmals operiert werden. Frauchen war immer an meiner Seite und ich erholte mich gut. Schließlich merkte man mir die Krankheit nicht mehr an.

Schon bald hat mich mein Frauchen für immer adoptiert. Sie hat mir damals versprochen, dass wir immer zusammenbleiben, bis mir meine Flügel wachsen und dann würde sie mich zur Regenbogenbrücke bringen und warten bis ich am Ende meiner Reise angekommen bin. Es würden viele Regenbogenhunde kommen und mich in einen wunderbaren Himmel abholen.

Zuhause lernte ich schnell sehr viel und fasst alles von ganz allein. Besonders stolz war ich, wenn Frauchen nur einmal pfiff oder „Ladies“ nach uns rief, dass ich sofort hörte und zu ihr rannte. Ich liebte mein Frauchen so sehr.

Eines Tages fiel eine Quitte vom Baum. Frauchen schoss sie aus Spaß weg. Ich sprang der Quitte hinterher und fing an zu spielen. Spielen gab es damals auf der Straße nicht. Als Frauchen erkannte welchen Spaß und Freude mir das Spielen machte bekam ich viele Spielsachen und Stofftiere geschenkt. Von nun an spielten wir jeden Tag zusammen und wenn sie mal keine Zeit hatte, wirbelte ich meine Stofftiere allein durch die Luft. Es war herrlich. In dieser kurzen Zeit, die ich zuhause sein durfte, habe ich jeden Tag all die schönen Dinge nachgeholt, welche ich die ganzen Jahre nicht hatte. Ich habe jeden einzelnen Tag genossen und gefeiert. Meine schlimme Vergangenheit habe ich vergessen. Für Frauchen habe ich jeden Tag geleuchtet und gelacht wie die Sonne.

Aber dann kam plötzlich und unwahrscheinlich schnell, wie eine Explosion, der Krebs wieder. Besonders schlimm hat es meinen Kopf und Augen getroffen. Zeitgleich hatte ich wunderschöne Flügel bekommen. Wir wussten Beide, was das für mich bedeutete. Also hat Frauchen morgens am 12.09.2023 ans Himmelstor angeklopft und Bescheid gegeben, dass es so weit ist, dass ich unterwegs bin.

Am Abend fuhren wir dann in einen Nachbarort. Dort trafen wir dann eine wunderbare, liebe Frau in Weiß, welche noch mal alles wegen meiner letzten Reise mit uns besprach. Es war ein sehr trauriges und endliches Gespräch, weil es für uns beide auch ein Abschied für immer bedeutete. Dann nahm mich Frauchen in die Arme, flüsterte in mein Ohr, dass sie mich immer liebhat, wünschte eine gute Reise und gab mir einen Kuss auf den Kopf und die Frau in Weiß pikste mich ganz zart, dass ich es nicht merkte mit einer silbernen Nadel. Sie öffnete das Fenster und ich flog davon.

Mein Letzter Wille: Ich möchte dem traurigen, verängstigtem Tierheimhund den Platz in meinem glücklichen Zuhause geben, meinen Napf, mein gemütliches Bettchen, meine weichen Kissen und all meine Stofftiere schenken, den Platz, den ich im liebevollen Herzen meines Frauchens hatte, für das es keine Grenzen zu geben schien. Den Schoß, den ich so sehr liebte, die warme Hand, die mein Fell streichelte und die liebe Stimme, die meinen Namen rief. Suche einen ungeliebten Hund, dessen Leben weder Freude noch Hoffnung bereithält und gebe ihm meinen Platz. Das ist das Einzige, was ich geben kann. Die Liebe, die ich zurückgelassen habe.

Mein liebes Frauchen und immer, wenn Du an mich denkst, soll die Sonne in Deinem Herzen leuchten und lachen!

Deine Federike Sonnenschein

Mein kleines Mädchen, ich danke Dir für die vielen Sonnenstrahlen, welche Du mir jeden Tag geschenkt hast. Bitte verzeih mir die Abkürzung zur Regenbogenbrücke mit der silbernen Nadel. Ich habe dich so lieb…

Deine Anja

_____________________________________

Bei diesem wundervollen Nachruf blieben auch bei uns die Augen nicht trocken. Wir hoffe sehr, dass dich ganz viele Regenbogenhunde abgeholt haben und du nun frei von allem Leid und Weh bist. Könnte doch nur jeder Hund so eine tolle Chance auf so ein wundervolles Zuhause bekommen, wie du sie erhalten hast. Jetzt muss die Sonne da oben aufpassen, dass du nicht mehr strahlst als sie. Machs gut du Engel. - Dein Tierheim-Team