Rudi 07

Rudis Gassigeher berichtet:
Rudi ist lernwillig, aufgeschlossen und hat sich auch beim Parcours gehen gut leiten lassen. Dies schien ihn auch geistig zu fordern und ihm durchaus Spaß zu machen. Er konnte sich gut auf die Aufgaben konzentrieren, ließ sich nicht ablenken und er konnte gut eine Einheit mit dem Menschen am anderen Ende der Leine bilden. Er ist gerne an der Seite eines Menschen, zu dem er Vertrauen und Nähe aufbauen und spüren kann. Aber er muss auch spüren, dass die Person ihm Vertrauen entgegenbringt und auf ihn eingeht. 
 
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Es wäre schön, wenn Rudi jemanden finden würde, der bereit ist, sich auf seine Bedürfnisse und Gefühle einzulassen ohne ihn beherrschen zu wollen. Vielmehr sollte man bereit sein, auf ihn einzugehen und ihm ein Stück "Freiheit" an der Leine zu gewähren. Ihm damit etwas entgegenzubringen und ihn so wahrzunehmen wie er ist - mit all seinen Facetten - um auf seine Bedürfnisse eingehen zu können. Man sollte ihn liebevoll aber konsequent und bestimmt auf gewisse Grenzen hinweisen. Vielleicht ist das aus der Sicht eines Hundetrainer*in falsch, aber man kann es auch ganzheitlich betrachten. Wie jeder Mensch hat jedes Tier zwei Seiten, Polaritäten, in sich, die beide ihre Berechtigung haben und die Persönlichkeitsstruktur, Prägung und Verhaltensmuster ausmachen. Man sollte nicht bedingungslos darauf hinarbeiten ihm seine Schwächen zu nehmen, dann beraubt man ihn auch seiner Stärken. Vielmehr sollte sich ein Mensch finden, der beide Seiten intuitiv und rechtzeitig spürt und erkennt, um (notfalls) rechtzeitig entgegenwirken zu können.
Rudi genießt es, wenn er während dem Spazierengehen Tempowechsel machen kann. Er ist viel ausgeglichener, sobald er ausreichend Bewegung hat und sich auch mal "auspowern" kann. Er rennt gerne auch mal ein längeres Stück und geht einem dabei nicht von der Leine ab. Man spürt dann welche Lebensfreude er entwickelt. Danach zeigt er sich auch gelassener im Umgang oder bei Begegnungen mit Artgenossen.
Neben seiner äußerlich - auf den ersten Blick - manchmal durchaus raueren, ruppig wirkenden Art, hat er eine ganz angenehme, liebe und weiche Seite. Er genießt Streicheleinheiten und Körperkontakt sehr, sucht von selbst Anlehnung und ist bereit an der Seite des Menschen zu verweilen, dem er vertraut. Man spürt, wie er manchmal "seufzend" tief ausatmet, schnauft während dieser "Kuscheleinheiten" und sich dabei entspannen kann. Diese Zeit sollte man ihm unbedingt geben und gewähren. Insgeheim leidet er wahrscheinlich auch unter der Situation, kein richtiges Zuhause zu haben und sich immer wieder auf neuen Umgang mit Menschen einstellen zu müssen ohne für sich eine "Oase der Ruhe" gefunden haben.
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Rudi liebt es bei wärmerer Witterung im Wasser zu sein, nicht nur um zu trinken, sondern ausgiebig zu baden. Im Herbst kommt sein Jagdinstinkt durch und er fängt die im Wasser treibenden Blätter oder wühlt in Maulwurfshügeln. Damit kommen wir auch zu den Seiten, an denen mit Rudi noch gearbeitet werden muss.
Ist Rudi nämlich erst mal in seinem Element, wühlt ausgiebig oder ist im Wasser beschäftigt, will er gerne selbst bestimmen, wie lange und ausgiebig er sein Element ausleben kann. Auch testet er beim Gassi gehen immer wieder mal, ob er nicht die Richtung, in die gelaufen werden soll bestimmen kann. Ab und zu entwickelt er auch noch zu viel Zug an der Leine. Lässt sich aber problemlos zurückholen. Bewegt man sich außerhalb seines bekannten Terrains wird er auch schon mal schnell unsicher oder möchte nicht weitergehen. Hier sollt man ihn nicht bedingungslos gewähren lassen, sondern ihm ruhig und gelassen aber mit Bestimmtheit den Rahmen vorgeben und ihn leiten. Dazwischen liegt die intuitive Grauzone - je nach Situation - für den Menschen am anderen Ende der Leine. Diesen Spagat gilt es gemeinsam hinzubekommen. Trotzdem schlummert ein geringer Teil (in Prozent ausgedrückt vielleicht 10 %) in ihm, der unter Einwirkung ungünstiger Faktoren oder unter Zusammenwirken mehrerer, unglücklicher Umstände im Umgang mit anderen Menschen oder Artgenossen, der nicht oder nur schwer kontrollierbar sein kann und unvermittelt zu Tage treten kann. Dies kann sich auch in aggressivem Verhaltensmuster entfalten. Darüber sollte man sich bewusst sein!
Er reagiert auf Ansprache, die Grundkommandos "Sitz", "Platz", "bleib", "Pfote" klappen sehr gut.
Im häuslichen Bereich habe ich keine Erfahrungswerte. Aber er hat zumindest im Außenbereich und beim Gassi gehen auch die anderen Familienmitglieder akzeptiert.
Text: A.Hölscher
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